Kein Grappa für Berlusconi

Es gibt viele kleine Geschichten, die man sich über den 2008 leider verstorbenen skurrilen König der Grappabrenner, Romano Levi, erzählt. Diese hier gefällt uns besonders. Keine Ahnung, ob sie auch wahr ist, aber sie passt zu ihm. 
Vorab muss man wissen, dass Levi prinzipiell – ausser an gute Freunde – nur eine seiner gesuchten Flaschen mit den legendären  handgemalten Etiketten pro Person und Besuch herausgab.
Es begab sich also eines schönen Nachmittags, dass eine riesige Limousine bei Levi in Neive vorfuhr. Ihr entstieg ein junger Mann in scharf bügelgefalteter Chauffeurs-Uniform, der höflich um 24 Fla-schen des raren Levi-Grappa für seinen Herrn ansuchte. Man sei in Turin mit den anderen europäischen Regierungschefs zugange, und Herr Berlusconi wolle diesen heute abend genau diesen Tropfen kredenzen. Der alte Herr musterte den jungen Mann, malte in aller Ruhe zwei Etiketten, klebte sie auf die Flaschen und drückte sie dem Chauffeur mit folgendem Kommentar in die Hand: „Die eine ist für Dich, und hier hast Du noch eine zweite, weil's ja der Ministerpräsi-dent ist, der gefragt hat.“ Und schickte ihn mit freundlichem Lächeln und zwei Flaschen zurück nach Turin. 
Ob der Chauffeur seinen Job behalten hat, verliert sich im Dunkel der Geschichte.